27.01.1919
Hannoversche Straße / 1000-Mann-Kaserne
Die Erstürmung der 1000-Mann-Kaserne
Nach gescheiterten Versuchen, die Kontrolle im 21er-Rat zu erlangen, und dem enttäuschenden Ausgang der Wahl zur Nationalversammlung radikalisieren sich die linken Kräfte in Wilhelmshaven. Am 27. Januar 1919 kommt es zu einem kommunistischen Putsch. Bewaffnete Spartakisten überwältigen die Ordnungskräfte des 21er-Rates. Sie besetzen Teile der Stadt und rauben die Reichsbankfiliale aus. Ein „Revolutionäres Komitee“ ruft die Jadestädte zur Räterepublik aus. Die Bevölkerung stellt sich geschlossen gegen den Umsturzversuch und verhindert so dessen Erfolg.
Die Putschisten verschanzen sich in der 1000-Mann-Kaserne. Verhandlungen zwischen den Aufständischen und dem 21er-Rat scheitern. In der Nacht zum 28. Januar greift ein Freiwilligenkorps aus Berufssoldaten die Kaserne an und zwingt die Besatzer zur Aufgabe. Bei den Schusswechseln werden acht Menschen getötet und 46 verwundet. Aus den Freiwilligen bildet sich die Marine-Brigade Ehrhardt, die in ganz Deutschland gegen Aufstände eingesetzt wird. Der 21er-Rat verliert durch den Putsch seine Machtposition. Mit seiner Auflösung am 21. Februar steht Wilhelmshaven wieder unter der Kontrolle der Reichsregierung.
Die 1000-Mann-Kaserne
Die 1000-Mann-Kaserne wird 1888 als Neubau für das II. Seebataillon und die II. Matrosenartillerieabteilung nördlich der Werft fertiggestellt. Mit einer Fassadenlänge von fast 180 Metern gilt sie zu diesem Zeitpunkt als größte und auch als modernste Kaserne Deutschlands. Die U-förmige Blockkaserne wird in der Mitte und an den Ecken von viergeschossigen Bauten mit Funktionsräumen und Treppenhäusern durchbrochen. Das nach dem Zweiten Weltkrieg als Notunterkunft genutzte Kasernengebäude wird 1977 abgebrochen, um Hafenbetriebsflächen zu schaffen.